Wohnen

Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau

Projekt: Gesellschaftliche Teilhabe und urbanes Wohnen für alle

ROSENSTEIN – LEBEN IM NEUEN STADTTEIL
Aus einer innerstädtischen Gewerbebrache im Stuttgarter Norden wird ein zukunftsweisendes Wohnquartier: Im 75. Jubiläumsjahr setzt das Siedlungswerk weiter ein städtisches Quartier mit sozial gemischter Nachbarschaft und einem innovativen Energie- und Mobilitätskonzept in mehreren Bauabschnitten um. Rund 470 Wohnungen sind in der südlichen Nordbahnhofstraße im Entstehen bis voraussichtlich Mitte 2025, außerdem ein Quartiersraum, zwei Kindertagesstätten, eine Tagespflege, eine Sozialstation, eine Bäckerei mit Café und weitere Gewerbeeinheiten; Infrastruktur, die sich nicht nur positiv auf das Quartier, sondern auch auf das umliegende Stadtgebiet auswirkt. Das Wohnungsangebot ist breit gefächert und bietet Eigentums- und Mietwohnungen sowie geförderte Mietwohnungen an. Eingebettet in die Hausgemeinschaft bilden geförderte leistbare Wohnungen einen Gegenentwurf zu Gentrifizierung für Menschen mit kleinem Einkommen. In das Wohnungskonzept eingebunden ist darüber hinaus ein Inklusionsprojekt mit dem Körperbehinderten-Verein Stuttgart e. V., der zwei Wohngruppen, Wohnungen mit ambulanter Betreuung und drei Stützpunktbüros im Quartier anbietet. Das neue Quartier zählt zu den ersten, in dem das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) angewendet wurde. In direkter Nachbarschaft befindet sich das neue Pflege-Wohnheim vom Eigenbetrieb leben&wohnen der Stadt Stuttgart, eine Skaterhalle und die »City« Kirche St. Martin.
>>LEBENDIGE WOHNRÄUME<<
Die ersten beiden Bauabschnitte sind bereits von Mietern und Eigentümern bezogen. Damit sich ein lebendiges Zusammenleben im Quartier entwickeln kann, hat das Siedlungswerk gleich zu Beginn Starthilfe für eine Nachbarschaftsinitiative gegeben und einen Quartiersraum als Herz der Initiative geplant. Mittlerweile haben sich schon einige Bewohnerinnen und Bewohner gefunden und beispielsweise eine Eltern-Kind-Gruppe, eine
Lauf-Gruppe und eine Fest-Gruppe gegründet. Vernetzen und austauschen können sich Interessierte über die quartierseigene App. Auf dem Boulevard des Quartiers, welcher ebenfalls der gesamten Nachbarschaft gehört, wurden außerdem Beete angelegt, auf denen gemeinsam Kräuter, Früchte, Gemüse oder Blumen angepflanzt werden. Um den städtischen Charakter von Rosenstein zu betonen, wurden ausgewählte Flächen im Quartier von einem Graffiti-Künstler gestaltet. Im Rahmen einer Aktion wurden auch die Kinder und Jugendlichen aus dem Quartier in die Graffiti-Aktion einbezogen, um ihr Zuhause künstlerisch mitzugestalten.
ZUKUNFTSWEISENDES ENERGIE- UND MOBILITÄTSKONZEPT
Neue Wege wurden auch beim Thema Energie gegangen. Die Beheizung erfolgt durch drei Langzeit-Eisspeicher. Mit selbst erzeugtem Strom aus zwei modernen Blockheizkraftwerken
gewinnen Wärmepumpen Energie aus den Eisspeichern um das Quartier zu beheizen. Wärmeabsorber auf dem Dach sorgen für den notwendigen Energienachschub im Sommer. Im Winter wird die solare Energie für die Beheizung genutzt. Der über Photovoltaikanlagen und die Blockheizkraftwerke erzeugte Strom wird in einem Batteriespeicher gepuffert. Er wird dann für den Allgemeinstrom, die Aufzüge, die Lüftungsanlagen und die Fahrzeuge des E-Car-Sharing und künftig auch Lasten-Pedelecs verwendet.
AUSZEICHNUNGEN
Das Projekt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet:
– 2016 mit dem zweiten Platz des Umweltpreises der Stadt Stuttgart für das Energie- und
Mobilitätskonzept
– 2019 mit dem »Award Deutscher Wohnungsbau« für die Quartiersentwicklung
– 2019 mit dem 1. Platz »Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg für nachhaltige und zukunftsfähige Innenentwicklung«
und darüber hinaus:
– ab 2012 Teil des Forschungsverbunds »Schaufenster Elektromobilität« im Projekt »LivingLab BWe mobil«
– seit 2021 »Vorhaben im Netz der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA´27)«.
PROJEKTDATEN
Rosenstein Bauabschnitt 1:
94 Eigentumswohnungen
8 Wohnungen im Preiswerten Wohneigentum (PWE)
9 Mietwohnungen mittlerer Einkommensbezieher
14 geförderte Mietwohnungen (KBV)
1 Gewerbe
Bauzeit: 2015 – 2017
Rosenstein Bauabschnitt 2:
121 Eigentumswohnungen
10 Mietwohnungen mittlerer Einkommensbezieher
1 Kindertagesstätte mit drei Gruppen
Bauzeit: 2018 – 2021
Rosenstein Bauabschnitt 3:
64 Eigentumswohnungen
34 Mietwohnungen
1 Mietwohnung als Wohngruppe für Menschen mit Behinderung
1 Kindertagesstätte mit fünf Gruppen
1 Quartiersraum
1 Tagespflege
1 Sozialstation
3 Gewerbe
Bauzeit geplant: 2021 – 2024
Rosenstein Bauabschnitt 4:
56 Eigentumswohnungen
24 Mietwohnungen mittlerer Einkommensbezieher
1 Mietwohnung als Wohngruppe für Menschen mit Behinderung
1 Cluster-Mietwohnung
2 Mietwohnungen
1 Büro
Bauzeit geplant: 2023 – 2025
Wohn- und Nutzfläche: ca. 42.000 m²
Gesamtinvestition: ca. 230 Mio. € für alle Bauabschnitte
Projektentwickler und Bauherr: Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau
Architekt Rosenstein Bauabschnitte 1 und 4:
a+r Architekten GmbH, Stuttgart
Architekten Rosenstein Bauabschnitte 2 und 3:
KBK Architektengesellschaft – Belz I Lutz mbH, Stuttgart, Planungsgemeinschaft PFP Architekten BDA und Schwille Architektenpartnerschaft mbB, Hamburg und Stuttgart
Projektbeteiligte:
ImmoTherm GmbH
Körperbehindertenverein Stuttgart e. V. (KBV)
stadtmobil carsharing AG, Stuttgart
Schaufenster Elektromobilität LivingLab BWe mobil
Eigenbetrieb leben&wohnen der Stadt Stuttgart (ELW) mit Pflegeeinrichtung für allein-
stehende Männer mit 60 Plätzen (Bauzeit: 2016 – 2018)

Motiv:

In Zeiten von Wohnraumknappheit geht es auch darum, Wohnraum für alle anzubieten.
Im neuen Wohnquartier Rosenstein greift die Idee des Siedlungswerks der sozial
gemischten Quartiere und Hausgemeinschaften, die für Nachbarschaft, Austausch und Integration unterschiedlicher Lebensstile und Lebenslagen stehen.

Mischung:
Bezahlbare Wohnangebote werden durch öffentliche und unternehmenseigene Förderprogramme ermöglicht. Wohnen zur Miete, im Eigentum und inklusive Wohnformen mischen sich innerhalb der Hausgemeinschaften. Soziale Treffpunkte im Quartiersraum, wie auch den »grünen Wohnzimmern«, bieten einen stabilen Rahmen für nachbarschaftliche Aktivitäten. Die vorhandene, wohnortnahe Versorgung wird ergänzt durch wichtige soziale Bausteine wie Kindertagesstätte, Pflege und dem Bäckercafé im Wohnviertel.
Polyzentrische Stadtregion:
Hier kehrt Wohnen mitten in die Stadt des Arbeitens, der Kultur und Freizeit zurück. Alltags- und Freizeitaktivitäten können mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad erfolgen. Der zentrale »Boulevard« wird zum Begegnungsraum für alle.

Wertschätzung:
Gesellschaftliche Teilhabe und Wohnen für alle wird in einer gemeinsamen Anstrengung von Wohnungsbaugesellschaft, Stadt, sozialen Trägern und nachbarschaftlichem Engagement konkret. Diese Form der Partizipation ist beispielgebend und nachhaltig am künftigen Leben im Quartier orientiert.
Baukultur:
Durch zwei Architektenwettbewerbe wurden vielfältige Anforderungen in realisierbare Planungskonzepte vereint – für ein qualitativ hochwertiges innerstädtisches Quartier mit unterschiedlichen Wohnnutzungen und unterschiedliche Lebenslagen.
Neue Technologien und neue Prozesse:
Das Gesamtenergiekonzept wurde bereits in der Planungsphase durch Computersimulationen mit Realdaten optimiert. Ein Energie- und Betriebsmonitoring hilft, die Zielsetzungen des Energiekonzeptes zu überprüfen und führt zur Betriebsoptimierung. Zur Umsetzung des Sozialkonzepts wird erstmalig ein digitales Medium in Form einer Nachbarschaftsapp zur Verfügung gestellt. Nachbarschaftliche Aktivitäten lassen sich so digital organisieren.

Neue Arbeitswelten:
Auf der ehemaligen Gewerbebrache ziehen Wohnen und Arbeiten ein. Vor Ort entsteht zukunftsorientierte Beschäftigung im Dienstleistungssektor.
Teilhabe an der Stadtregion:
Die Neubebauung verbessert die städtebauliche Gesamtsituation im Nordbahnhofviertel. Sie hat wichtige Scharnierfunktion zwischen Stadtmitte und dem historischen »Eisenbahnerdörfle«, wie auch dem neu entstehenden Stadtquartier Rosenstein auf den ehemaligen Bahnflächen innerhalb des Projekts »Stuttgart 21«.

Energie und Stoffkreisläufe:
Ziel des Energiekonzeptes ist es, die Energiebilanz weiter zu verbessern, den Einsatz fossiler Brennstoffe und damit den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Es soll möglichst viel Energie, welche zum Heizen und für den Allgemeinstrom (Treppenhaus, Aufzüge, TG, Lüftung) benötigt wird, auf dem Grundstück selbst erzeugt werden.
Wo es technisch umsetzbar ist, wird Recyclingbeton verwendet.

Neues Wohnen:
Alle Bewohner sollen sich im Viertel zuhause fühlen, am öffentlichen Leben und der Nachbarschaft teilhaben und selbstbestimmt wohnen können. Urbane Dichte mit doppeltcodierter Freiraumgestaltung (Lernen, Begegnen, biologische Diversität, Urban Gardening) ist zukunftsweisend.

Neue Mobilität:
Das elektromobile Carsharing und Fahrrad-/Pedelec-/Lastenpedelec-Sharing, das im Quartier angeboten wird, reduziert Lärm, Abgase und Parkraum. Bei der Konzeption wurde darauf geachtet, dass es ein Quartier der kurzen Wege ist. Alltagserledigungen sind im nahen Umfeld möglich. Haltestellen des ÖPNV sind in unmittelbarer Nähe. Die neuen Sharingangebote stehen allen Bewohnern des Stadtgebiets zur Verfügung.

DAS SIEDLUNGSWERK
– Gründungsauftrag: Wohnraum für breite Bevölkerungskreise in Baden-Württemberg
– Geschäftsfelder: Bauen, Verkaufen, Vermieten und Bewirtschaften von Wohnraum
– Gesellschafter:
74,6 % Bistum Rottenburg-Stuttgart, Rottenburg a. N
25,0 % Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
0,4 % Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V., Stuttgart
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesenverband Rottenburg-Stuttgart e. V., Stuttgart
Kolpingwerk Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart e. V., Stuttgart
Seit Gründung im Jahr 1948 hat das Siedlungswerk über 32.500 Häuser und Wohnungen gebaut.
– Die Siedlungswerk-Unternehmensgruppe hat rund 23.000 Immobilien aktuell im Verwaltungsbestand
– Circa 56 % der Siedlungswerk-Wohnungen sind unter 7,50 Euro/m² vermietet.
– Unsere sozial gemischten Quartiere und Hausgemeinschaften zeichnen sich aus durch:
– individuelle und nachbarschaftliche Wohn- und Lebensqualität
– soziale Durchmischung, Generationenwohnen, Integration
– moderne Architektur und Städtebau, nachhaltige Plankonzepte
– gemeinschaftlich genutzte Räume, Spiel- und Grünflächen
– Nutzung regenerativer Energien mit innovativen Ansätzen
– Imagefilm – Das Siedlungswerk stellt sich vor: https://www.siedlungswerk.de/video/imagefilm-1080.mp4
– Web: www.siedlungswerk.de
Prälat Dr. Clemens Stroppel, Aufsichtsratsvorsitzender des Siedlungswerks und Generalvikar der Diözese Rottenburg-Stuttgart anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Siedlungswerks:
SIEDLUNGSWERK – LEBENSRAUM FÜR MENSCHEN BAUEN UND ERHALTEN
Seit 75 Jahren gilt dieser Leitsatz für das Siedlungswerk. Die Gemeinwohlorientierung im Wohnungsbau war und ist das Leitmotiv für das Handeln des Unternehmens: Das Siedlungswerk übernimmt soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung mit all seinen vielfältigen Aufgaben.

In der großen Wohnungsnot der Nachkriegsjahre entschied sich der Rottenburger Bischof Carl Joseph Leiprecht für den »Wohnbau statt Dombau«. Er gab das Bauprojekt einer neuen Kathedrale auf und gründete stattdessen mit Unterstützung anderer Institutionen aus der Kirche das Siedlungswerk der Diözese Rottenburg in Stuttgart GmbH. Mit dabei waren auch Diözesanpriester, die auf Gehalt verzichteten, um das notwendige Gründungskapital für die Gesellschaft aufzubringen. Im Vordergrund stand nicht ein unternehmerisches Unterfangen, sondern in einem schöpfungsfreundlichen Sinne, aktive Hilfe für Menschen zu leisten. Dies insbesondere für die vielen Vertriebenen und Flüchtlingsfamilien in der Folge des Zweiten Weltkriegs. Sie konnten im Gebiet der Diözese eine neue Heimat und Wohnraum finden: Lebensraum. Günstige Erbbaugrundstücke der Diözese und Pfarreien sowie gemeinschaftlich erbrachte Eigenleistungen eröffneten unzähligen Familien die Möglichkeit, zu Wohnraum und Wohneigentum zu kommen. Das waren die Anfänge des Siedlungswerks.
Heute ist das Siedlungswerk ein leistungsfähiges Unternehmen, das seine vielfältigen Projekte und Bestände noch immer mit demselben Selbstverständnis verwirklicht und erhält wie in seinen Gründerjahren. Das Bauen mit all den vielschichtigen Aufgaben und den Anforderungen der Städte und Gemeinden sowie der Kundschaft, ist für das Unternehmen nach wie vor eine Aufgabe, die qualitativ hochwertige Arbeit und ein hohes Maß an gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein erfordert. Das hohe Engagement für bezahlbares Wohnen geht einher mit dem respektvollen und wertschätzenden Umgang mit den Mieter:innen im Bestand. Dazu gehört, Möglichkeiten zu schaffen auch heute noch Bewohnern von Mietwohnungen zu leistbarem Wohneigentum zu verhelfen. Familien, Alleinerziehende, Singles, alternde Menschen sowie Menschen mit Behinderung, Studierende und Menschen auf der Flucht, Mieter:innen wie Eigentümer:innen, sollen alle Wohn- und Lebensraum finden. Und das unter dem Leitbild sozial gemischter Quartiere und Hausgemeinschaften. Das ist das Siedlungswerk.
Soziales und ökologisches Handeln sowie wirtschaftlicher Erfolg müssen, ja dürfen, keine Gegensätze sein. Im Gegenteil: Gerade ein Unternehmen wie das Siedlungswerk zeigt, dass eine solide wirtschaftliche Basis soziales und ökologisches Engagement ermöglicht und dieses wiederum den wirtschaftlichen Erfolg langfristig trägt. Professionalität und Erfahrung, aber auch entschiedenes Vorgehen führen zu verantwortungsvollem und zugleich innovativem Handeln. Dies gibt eine vorbildhafte Antwort auf die Fragen und Herausforderungen unserer Zeit: die gewollte und gelingende Nachhaltigkeit, ökologisch, sozial und ökonomisch. Diese ist das Verdienst gemeinsamen Handelns: des Unternehmens, der engagierten »Siedlungswerker:innen«, der Freunde, Förderer und Partner des Hauses sowie seiner Gesellschafter.
Die jahrzehntelange vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Vertretern aus Politik, Kommunen, Wissenschaft und Gesellschaft haben dazu geführt, dass das Unternehmen heute in der Lage ist, Projekte mit vorbildhaftem und beispielgebendem Charakter umzusetzen, die große Beachtung und Wertschätzung finden.

Doch die Zukunft stellt das Siedlungswerk vor weitere, nicht geringere Herausforderungen: seien es die gesellschaftlichen Umbrüche, bedingt durch den demografischen Wandel oder die anhaltende Zuwanderung von Menschen auf der Flucht, die städtebauliche Ideen verlangen; seien es die unaufschiebbaren Fragen des Klimawandels und der Endlichkeit unserer Rohstoffe, die ein Umdenken in der Energiepolitik erfordern sowie zukunftsfähige Ideen für energetisch und zugleich sozial nachhaltiges Sanieren und Bauen. Ein ambitioniertes Unternehmen, das in seinem Leitbild soziale und ökologische Zielsetzungen verankert hat, kann und will auch zukünftig Wegbereiter und Vorbild für andere sein. Das kann das Siedlungswerk.